In den nördlichen Bergen von Portugal

Von | Juni 22, 2019

Dieses Jahr verbrachten wir unseren Familienurlaub bei ausgewanderten Freunden in den nördlichen Bergen Portugals. Zwei Wochen lang einfaches Leben und Abgeschiedenheit, ohne Verpflichtungen oder festes Programm. Kein warmes Wasser, kein Internet (gäbe es vielleicht auf Anfrage).
Da wir keine konkreten Pläne für Ausflüge hatten und viel Zeit in den Bergen verbringen wollten, hatte ich zahlreiche Gelegenheiten mich zurückzuziehen, um Ideen in meiner A4-Kladde zu notieren. Meinen Schreib-Laptop hatte ich bewusst zu Hause gelassen.
Mir war vorher gar nicht bewusst gewesen, dass hier verschiedene Retreats angeboten werden, um zu sich selbst zu finden. Zwei Wochen zuvor hatte ich mir überlebt, irgendwann ein Schreib-Retreat zu planen. Auch das wäre hier gut möglich.
Die Landschaft ist ein Traum. Die hügelartigen Berge sind eine bezaubernde Mischung aus Herr der Ringe, Karl May, Walton Mountains, Rocky Mountains, Schottland und Irland. Mannshohe Felsblöcke, Farne und zahlreichen kleinen Eichen überziehen die Hänge. Auch die typischen Kiefern und Eukalyptusbäume fehlen nicht. Wilde Herden von Penthouse-Kühen grasen friedlich. Geschwungene Hörner, schwarze Wimpern und Augenbrauen, wie aus dem Katalog. Die wilden Pferde traben schlank und elegant durch die Wildnis. Kein Tag, an dem wir nicht mindestens eine Gruppe dieser Tiere angetroffen hätten.
Momentan sitze ich, 850 Meter über dem Meeresspiegel, windgeschützt zwischen zwei der abgerundeten Felsbrocken neben Farnen und blicke zum Horizont, der aus diesen traumhaften Hügeln gebildet wird. Einmal mehr fühle ich mich als Teil einer Welt, die dem Computerspiel Myst entsprungen sein könnte. Perfekt für den Roman, den ich 2020 plane zu schreiben.

Neben dem Rundhaus mit den Lehmwänden und dem bewachsenen Dach unserer Gastgeber, steht ein Felsbrocken von gut fünf Metern Höhe. Auf ihm ragt ein Mast empor, an dessen Spitze ein Windrad Strom generiert. Bei Sonnenschein laden zusätzlich mehrere Solarzellen die Batterien auf. Einen Anschluss ans Stromnetz gibt es nicht. Dafür eine Quelle mit frischem Wasser von hervorragender Qualität. Und für alle Fälle ein Mobilfunknetz – aber das und Alkohol sind bei den angebotenen Retreats Tabu. Einen Steinwurf weiter liegt der Froschteich mit geschätzt fünfzig quakenden Amphibien.
Wir übernachten in einem zum Tiny House umgebauten, ehemaligen Pferdetransporter, mit Wohnküche. Die Solarzellen auf dem Dach reichen für LED-Leuchten und eine 220V-Steckdose, um unsere Akkus aufzuladen (es empfiehlt sich ein Smartphone mit GPS-App, in dieser abgelegenen Gegend). Hier findet man keine 5-Sterne-Unterkunft, dafür 100% Natur und viel Zeit für sich.
Gestern haben wir geholfen eine kirgisische Jurte aufzubauen. Sie ist für Gäste gedacht, bietet vier Schlafmöglichkeiten und in der Mitte einen alten Ofen. Sehr interessant, wie die Wände mit Stöcken und der Krone verbunden werden und wie viele Schichten dann außen darüber festgezurrt werden. Ich könnte mir gut vorstellen, dort eines Tages zu übernachten. Im Innern sprudeln automatisch weitere Ideen zu neuen Geschichten. Überhaupt, gibt es dort so zahlreiche, fast mystische Orte, in unmittelbarer Umgebung.
Wer nun neugierig geworden ist, wo wir diesen Urlaub verbracht haben, und wissen möchte, welche Retreats und Kurse dort angeboten werden (u.a. Esel- und Flusswanderungen, Alexander-Technik und Atma Janzu), findet hier detaillierte Informationen: Walk in Beauty
Natürlich kann man auch einfach nur so übernachten und den ganzen Tag lang schreiben.